Julias Leben

                                   

 

Julia, wurde an einem Freitag um 10.13 Uhr in Bonn geboren, und auch an einem Freitag holte der Bestatter sie nach 11 Uhr von zu Hause ab.

 

 

Sie wog bei ihrer Geburt 3200 g und war 51 cm groß. Auch ihre beiden Brüder erblickten in den Jahren 1985 und 1989 an einem Freitag das Licht der Welt. Julia war ein zufriedenes Baby, das sich altersgerecht entwickelte. Ihren ersten Geburtstag feierte sie jedoch noch ohne Zähne.

 

 

Schon früh zeigte Julia Freude am tanzen, und so besuchte sie ab ihrem vierten Lebensjahr fast 6 Jahre lang eine Ballettschule.

Mit vier Jahren kam sie in den Kindergarten. Das erste halbe Jahr hat sie fast ausschließlich mit ihrem Kindergartenfreund Christian verbracht. Die beiden machten alles gemeinsam. Mit Beginn des Kindergartens begannen auch ihre vielen Erkältungen, und ein Allergie ( Heuschnupfen ) stellte sich heraus. Viele endeten in Mittelohrentzündungen. In den folgenden Jahren hatte sie an Weihnachten immer eine Mittelohrentzündung, die so schlimm war, dass das Trommelfell regelmässig perforierte.

 

 

In dieser Zeit wurde sie mehrmals operiert. Sie wurde an den Polypen und den Mandeln operiert, insgesamt achtmal bekam sie Paukenröhrchen.

 

 

1990 wurde Julia eingeschult. Es gefiel ihr sehr gut, doch hatte sie anfangs Probleme mit dem lesen und schreiben lernen. Nach dem ersten Schuljahr dachten wir sie hätte eine Legasthenie. Ein Test fiel positiv aus. Beim Halsnasenohrenarzt stellte sich jedoch heraus, dass Julia starke Ergüsse hinter dem Trommelfell hat. Sie hatte auf dem linken Ohr eine Hörminderung von 90 % und auf dem rechtern Ohr von 80 %. Wieder wurden operativ Paukenröhrchen eingesetzt. Julia konnte von diesem Zeitpunkt an wieder richtig hören, und holte innerhalb eines halben Jahres die Lücken auf.

 

 

1993 ging Julia zusammen mit ihrem Bruder Markus zur Kommunion. Von dieser Zeit an war sie in der Jugendgruppe und aktive Ministrantin.

Ihr zweites Hobby war in dieser Zeit das Klavier spielen. In der Grundschule galt sie als zu ruhig und zuverlässig. Sie war eine gute Schülerin.

 

 

1994 wechselte Julia auf die private Realschule der Ursulinen, den Calvarienberg in Ahrweiler. Auch hier galt sie als still und zuverlässig. Sie hatte einige gute Freundinnen in der reinen Mädchenklasse.

Mit Beginn der Pubertät verlor Julia die Lust an der Schule. Sie hatte zu allem Lust, nur nicht auf Schule. Die ersten Freunde besuchten uns. Die Pubertät stellte uns vor eine große Aufgabe, in der es fast täglich zu Diskussionen kam. Im Sommer 2000 beendet Julia die Schule mit der mittleren Reife.

 

 

In den vergangen Jahren hatte Julia immer wieder Verstauchungen. Ein Stein, eine Kante von weniger als zwei Zentimeter oder einfach nur neue Schuhe reichten aus, dass Julia umknickte. Dreimal lag sie mit Verdacht auf Blinddarm in der Klinik. Zum Glück handelte es sich jedes Mal um einen Infekt.

 

 

Im September 2001 begann sie eine Ausbildung als Fachangestellte für Bürokommunikation bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post in Bonn. Sie hat dort viele neue Freundschaften geknüpft. Der Besuch der Berufsschule und die Fortbildungen im Bundesverwaltungsamt machten ihr große Freude. Ihr großes Interesse spiegelte sich in den jetzt sehr guten Zeugnissen wieder.

 

 

Mit dem Klavierspielen hörte Julia eines Tages plötzlich auf. Sie hatte keine Lust mehr. Ihre Liebe zum Tanz bestand jedoch fort. Nach dem Ballett hat sie in zwei Showtanzgruppen mitgetanzt. Die erste war die Gelsdorfer Sternchen, die zweite die Gruppe Double G. In beiden Gruppen wurde modernen Showtanz geübt und auch aufgeführt.

 

 

Julia hatte einen ausgesprochenen Freiheitsdrang. Keine Disco oder Veranstaltung ließ sie aus. Für sie stand schon sehr früh fest, dass sie so bald wie möglich ausziehen wollte, um ihr eigenes Leben zu leben. Sie wollte dorthin, wo das Leben pulsiert. Bei uns auf dem Land ist es immer mit Schwierigkeiten verbunden, spontane Verabredungen zu treffen.

 

 

Mit Beginn der Ausbildung wurde es für uns alle leichter, da Julia Anerkennung und Freude in ihrer Ausbildung erlebte, und ihre eigenen Ziele nun mit der nötigen Reife überdenken konnte.

Den letzten gemeinsamen Sommerurlaub verbrachte sie mit uns im August 2000 in Ägypten.

 

 

Mit ihren Brüdern verband Julia ein sehr inniges Verhältnis. Das soll nicht heißen, das es keinen Streit unter den Geschwistern gab, doch hielten alle drei eng zusammen und bauten des öfteren eine Einheit gegen uns Eltern auf.

 

 

Ihre Hauptbezugsperson war ihr Vater, der ihr immer wieder Dinge erlaubte, die ich vorher mit ihr diskutiert hatte.

 

 

Mit ihrem letzten Freund, war Julia 18 Monate zusammen. Die Beziehung zerbrach im Juni 2001. Sie war sehr depressiv, und hatte gelegentlich Kopfschmerzen. Durch „Frustessen“ legte sie ein paar Kilogramm zu. Wir alle dachten, dass dies mit dem Verlust der ersten großen Liebe zusammen hängt.

 

 

Am 12. August 2001 feierte sie mit Freunden im Garten ihren 18. Geburtstag. Sie bekam ein Auto geschenkt, das sie nie gefahren hat. Ihre theoretische Führerscheinprüfung hat sie bestanden. Es fehlten noch vier Pflichtfahrstunden, aber leider wurde der Fahrlehrer krank. Er musste in die Klinik. Als er wieder gesund war, lag Julia in der Klinik.

 

 

Im September 2001 ließ sie sich auf dem Jahrmarkt zusammen mit ihrem Bruder mit einer Kugel in die Luft schießen. Danach wurden die Kopfschmerzen schlimmer und sie bekam ein paar Mal leichte Sehstörungen. Julia ging zum Arzt, der Verspannungen diagnostiziert. Sie bekam Massagen und Medikamente, klagte weiter über Kopfschmerzen und war in dieser Zeit oft sehr müde.

 

 

Am 27. September 2001 schielte sie mit dem rechten Auge ( nur wenige Sekunden lang ). Ich telefonierte mit einer Ärztin in der Neurochirurgie. Der Verdacht bestand, dass sie sich auf dem Jahrmarkt einen Nerv eingeklemmt hat.

 

 

Am 28. September 2001 fuhr ich Julia in die Neurochirurgie. Ich ging zur Arbeit (ich arbeite als Krankenschwester in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie). Um 10 Uhr erreichte mich der Anruf, dass eine Raumforderung auf dem CT zu sehen sei.

Mit diesem Anruf veränderte sich schlagartig alles.

 

Alles Weitere werde ich unter der Krankengeschichte von Julia aufschreiben.

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