Auf dieser Seite m�chte ich in der n�chsten Zeit meine Gedanken �ber Julia aufschreiben.

�Besonderheiten ihrer Pers�nlichkeit, und Erlebnisse mit� und um Julia herum.

 

Heute ist der 14. August 2002. In den letzten Tagen habe ich die Krankengeschichte und einen Bericht �ber Julia�s Leben verfasst.Vielleicht werde ich noch eine Seite einf�gen, in der Julia�s�Freunde etwas �ber sie schreiben k�nnen.

Vor zwei Tagen hatte�Julia Geburtstag. Sie hatte wohl sehr viel Besuch an ihrem Grab. Die�zahlreichen Blumen und L�mpchen sind ein Zeichen daf�r.

Ich m�chte mich bei allen bedanken, die Julia nicht vergessen haben.

J�� etzt, gestern und morgen

u�� nm�glich zu akzeptieren

l�� eben, lachen, lieben

i���� gnorieren wollen

a�� bschied bis in Ewigkeit

N�� iemals

E�� insam

U�� nd unbeliebt

K�� reativ

I��  nteressiert

R�� uhig

C�� harmant

H�� öflich

E�� inzigartig

N�� ett

Ende August 2002 waren wir im Ausbildungsbetrieb von Julia. Ihr Schreibtisch stand auch nach fast einem Jahr noch so da, wie sie ihn verlassen hatte. Es sah so aus, als w�rde sie jeden Augenblick wiederkommen, um weiterzuarbeiten.

Im abgeschlossenen Schreibtisch fanden wir noch ein Butterbrot und alle ihre pers�nlichen Sachen. Es war sehr schwer dies auszur�umen, da mir die Endg�ltigkeit wieder sehr bewusst wurde.

Ich m�chte Herrn B�hm, dem Ausbildungsleiter danken, der es uns erm�glichte einmal Julias Ausbildungsstelle kennen zu lernen. Unser Dank gilt ebenfalls Jana (ich wei� leider ihren Familiennamen nicht), die sich zusammen mit Herrn B�hm sehr viel Zeit f�r ein pers�nliches Gespr�ch nahm.

 

Julia hatte einige typische Merkmale, die sie unverkennbar und einzigartig machten.

Schon als Baby hatte sie so ein herzhaftes Lachen, das es f�r uns alle immer wieder erstaunlich war, welche Reinheit beim Lachen aus Ihrer Stimme zu h�ren war. Sie lachte aus tiefster Seele, und ich hoffe nie den Klang ihres Lachens zu vergessen.

Ein weiteres typisches Merkmal, das sich erst in der Pubert�t herauskristallisierte, war ein Rollen ihrer braunen Augen bei Missmut. In ihren Augen konnte man lesen, wie in einem Buch. Wer sie kannte, der wei� was ich nicht in Worte beschreiben kann.

Viele Dinge die Julia betreffen, sind mir in den letzten Wochen eingefallen, dazu geh�rte auch ihr Ziel es allen recht zu machen. Sie hatte zwar immer ihre eigene Meinung, die sie auch durchsetzten konnte, doch hat sie sich nie in den gedr�ngt.

 der Kinderklinik, haben wir den Verein � Herzensw�nsche f�r Kinder� kennengelernt. Krebskranke Kinder d�rfen sich etwas w�nschen, und der Verein versucht den Kindern diesen Wunsch zu erf�llen. Dadurch, dass Julia, nicht so oft in der Klinik war, erfuhren wir von dem Verein erst im M�rz 2002

Julia hatte jetzt die Qual der Wahl. Sie wollte seit Beginn der Erkrankung in die Sonne, doch dieser Wunsch lie� sich wegen ihrer st�ndigen Infusionen leider nicht realisieren. Also �berlegten ihre Br�der und Julia zusammen, wer sie den besuchen kommen k�nnte. Die Auswahl war gro�, und die Entscheidung viel ihr schwer, doch ihre Br�der lie�en nicht locker und machten ihr t�glich Vorschl�ge. Sie entschied sich dann f�r einen Schauspieler aus der Serie �Gute Zeiten schlechte Zeiten�, die sie immer sehr gerne sah. Drei Schauspieler hatte sie ausgesucht, und wir hofften, dass einer von Ihnen die Zeit hatte, Julia zu Hause zu besuchen. Nach ein paar Wochen, kam der Anruf, dass leider keiner der drei Schauspieler Zeit hatte. Die Produktionsfirma hatte als Ersatz einen Schauspieler von GZsZ vorgeschlagen, der im Dezember letzten Jahres aus der Serie ausgeschieden war. Wir machten Julia den Vorschlag, dass Peter sie besuchen w�rde, aber das wollte sie nicht. Es wurde dann �ber die Produktionsfirma vereinbart, dass das Team Julia einen Brief schreiben w�rde, sobald wieder Dreharbeiten seien. Wir warteten auf einen Brief f�r Julia, doch leider waren zu dieser Zeit keine Dreharbeiten.

�Am Tag der Beerdigung von Julia erhielt ich denn Anruf von der Produktionsfirma, die Dreharbeiten haben �begonnen. Die Schauspieler schrieben jetzt keinen Brief an Julia, sondern eine Beileidskarte an uns.

Leider konnte Julias Wunsch nicht mehr erf�llt werden.

 

Dezember 2002

Am 2. Dezember ist Julia schon 200 Tage tot, und noch immer kommt es mir vor als sei es gestern gewesen. Im letzten Jahr um diese Zeit hatte Julia ihren Intensivaufenthalt hinter sich. Am 01. Dezember ist sie nach Hause gekommen. Jeder Tag ist mir in Erinnerung.

Unser Alltag hat sich ver�ndert. Nichts ist mehr wie es einmal war, und es wird auch nie mehr so sein wie vorher, weil Julia fehlt.

Wenn ich in ihr Zimmer gehe, denke ich oft, jetzt k�nnte sie bald wieder kommen. Leider ist das nur Wunschdenken.

Im November hatten wir Kontakt �ber ein Medium zu Julia. Sie hat gesagt, dass sie immer bei uns ist, und das es ihr gut geht. Sie gab uns viele Beweise f�r ihr Weiterleben, die nur wir oder Julia kennen k�nnen. Wir werden lernen m�ssen, wieder zu leben. Ich wei�, dass ich sie bei meinem Tod wiedersehen werde, denn mit dem Tod ist nicht alles vorbei.

Sterben ist nur ein Umziehen in ein sch�neres Haus.

Diese Worte von Elisabeth K�bler-Ross, haben mir schon oft geholfen.

 

 

 

200 Tage ohne dich..

200-Tage ohne dich, das ist�

200-mal Wach werden, und wissen das du nie mehr wieder kommst;

200-mal aufstehen, und wissen das du nicht zum Fr�hst�ck kommst;

200-mal hoffen, alles w�re nur ein Traum gewesen;

200-mal den Tisch decken, und dein Platz bleibt leer;

200-mal Fragen nach dem Warum

200-mal warten, wann du die T�r aufschlie�t;

200-mal einschlafen, mit den Gedanken an dich.

Das sind aber auch�

200 Tage, in denen ich dankbar bin dich gekannt zu haben;

200 Tage, in denen ich dich t�glich vor mir sehe;

200 Tage, die du in unseren Herzen weiterlebst;

200 Tage, in denen ich dich vermisse,

leider schon 200 Tage , die du nicht mehr in unserer Mitte bist.

31. Dezember 2002

Das erste Weihnachtsfest ohne dich ist vorbei. Nur m�hsam verging die Zeit. Jede Sekunde wurde zur Qual. Nein, wir hatten kein Fest, mit alten Traditionen. Jeder hoffte, dass die Tage bald vorbei sind. Im normalen Alltag, ist es leichter mit diesem Schmerz zu leben. Heute am letzten Tag des alten Jahres, wird die Endg�ltigkeit wieder sehr bewusst.

Das erste Jahr ohne dich beginnt. Wie viele Jahre werden folgen, und wie wird sich der Schmerz ver�ndern? Werden wir lernen zu leben? Werden wir deinen Tod jemals akzeptieren k�nnen? Es wir bestimmt kein frohes neues Jahr werden, so wie es auch kein frohes Weihnachtsfest gewesen ist. Doch wir werden hoffen, dass wir lernen zu leben, und dass wir lernen zu danken dich gehabt zu haben.

Aus Liebe will ich weiterleben.

Mit meinen Ohren

will ich f�r dich h�ren,

mit meinen Augen

will ich f�r Dich sehen,

mit meinen H�nden

will ich f�r Dich tasten,

und meine Zunge, die soll schmecken

all die S��e, all das Herbe,

erleben m�cht �ich

die ganze Vielfalt dieser Sch�pfung.

Aus Liebe will ich weiterleben,

Aus Liebe will ich f�r uns hoffen,

Aus Liebe will ich

auch den Schmerz ertragen.

22. Januar 2003

Das neue Jahr hat ohne dich begonnen, und wird auch ohne dich enden. Gestern war Julia 250 Tage nicht mehr bei uns. Gegen das Vergessen habe ich meine Gedanken aufgeschrieben.

250 Tage �

Jeder Tag hat 24 Stunden,

jede Sekunde verl�ngert die Zeit, seit du nicht mehr bei uns bist.

Jede Sekunde bringt uns aber auch ein St�ck n�her zu dir.

Jeder Tag ist f�r uns eine neue Herausforderung

--wieder das Leben zu lernen.

Jeden Tag geht die Sonne auf.

Jeden Tag bist du in unseren Gedanken,

jeden Tag schauen wir zu den Sternen und suchen dich,

jeden Tag hoffen wir auf ein Zeichen von dir.

Jeden Tag wird uns bewusst, dass dies alles Realit�t ist,

jeden Tag erleben wir immer noch Menschen die uns ausweichen.

Jeden Tag wollen wir von und �ber dich sprechen,

Jeden Tag wollen wir uns erinnern

--an dich.

Jeden Tag stehen Blumen an deinem Bild,

jeden Tag brennt eine Kerze f�r dich.

Jeden Tag w�nschen wir uns alles w�re nur ein Traum gewesen,

jeden Tag die Frage nach dem WARUM

und an keinem Tag bekommen wir die Antwort darauf.

11.03.2003

Heute vor einem Jahr musste Julia erneut in die Klinik. Sie hatte ein Nierenversagen und musste auf die Intensivstation.

Heute ist Julia seit 300 Tagen tot.

Viele Gedanken sind in meinem Kopf. Ihr Klinikaufenthalt, unsere Hoffnung auf Remission , aber auch die Bilder ihres Todes.

Schon dreihundert Tage bist du tot, doch es kommt mir vor als sei es gestern gewesen.

Schon so viele Tage � und dennoch erst 10 Monate.

Wie wird es nach 3000 Tagen sein?

Wird der Schmerz mich immer gefangen halten?

Werde ich unf�hig sein zu leben, oder heilt die Zeit diese Wunde?

Werde ich mich wieder an der Sonne, der Natur erfreuen k�nnen?

Werde ich deine Stimme vergessen?

Werde ich deine typischen Charaktereigenschaften, dann auch noch vermissen?

Werde ich mich auch nach 3000 Tagen noch an deinen Parf�mgeruch erinnern k�nnen?

Werde ich es schaffen jemals dankbar sein zu k�nnen, dich gekannt und geliebt zu haben?

Oder wird meine Wut, mein Unverst�ndnis, meine Trauer mein Leben bestimmen?

Werde ich je wieder Freude empfinden,

oder wird das Leben nur Last und Pflicht sein?

Du warst es wert
so sehr
geliebt zu werden.

Du bist es wert,
dass so viel
Traurigkeit
geblieben ist
An deiner Stelle.

Gitta Deutsch

22.04.2003

Das erste Osterfest ohne dich ist �berstanden. Wir haben kein Ostern im herk�mmlichen Sinne gefeiert. Der Geburtstag von Markus am Samstag stand im Vordergrund. Er wurde 18 und hat mit seinen Freunden und der Familie gefeiert, genau wie du deinen 18.Geburtstag gefeiert hast.

Viele Erinnerungen an deinen Geburtstag, dein Auto aber auch an den Geburtstag von Markus im letzten Jahr waren in unseren K�pfen. Markus wird ab jetzt mit deinem Auto fahren.

Am 19. April im Jahr 2002 war ich noch voller Hoffnung. Es war ein sch�ner Tag, den es ging die verh�ltnism��ig gut. Du warst viel wach und voll orientiert. Beim Fr�hst�ck hast du deinen Bruder gratuliert, und dich entschuldigt, dass du nicht in der Stadt warst um ihm ein Geschenk zu besorgen.

Heute frage ich mich, warum ich damals nicht sehen wollte, dass es keine Chance auf Remission gab.

Heute frage ich mich, was h�ttest du Markus zu seinem 18. Geburtstag geschenkt?

Wie konnte es sein, das du nur weniger als einen Monat sp�ter f�r immer von uns gegangen bist?

Heute frage ich mich, wie weit du mit deinen Pr�fungsvorbereitungen w�rst? W�rdest du nach deiner Ausbildung �bernommen werden?

Fragen �ber Fragen, und nie eine Antwort.

Ich wei�, dass du in der geistigen Welt lebst, und du immer bei uns bist. Doch die Sehnsucht dich zu sehen, zu h�ren, dich in den Arm zu nehmen, mit dir zu lachen aber auch mit dir zu streiten wird immer ein Teil von meinem Leben sein.

16. Mai 2003

Heute ist der Tag, dem ich seit Wochen mit Bangen entgegen lebe. Der Tag an dem du seit einem Jahr tot bist. 365 Tage ohne dich, und es kommt mir vor als sei alles erst gestern passiert. Alles ist in meiner Erinnerung und doch ist es schon ein Jahr vorbei seit du uns verlassen hast.

Alle Jahreszeiten, alle Feiertage haben wir jetzt einmal ohne dich in unserer Mitte erleben m�ssen.

Woran ich mich erinnere: die gro�e Sehnsucht, die k�rperlich sp�rbar ist, das Warten auf dich, das du nach Hause kommst. Doch die T�r bleibt verschlossen, dein Zimmer unber�hrt und dein Schl�ssel h�ngt im Schl�sselschrank.

Alles hat sich ver�ndert, nichts ist mehr so wie es einmal war, und wird auch nie mehr so sein. Was bleibt ist eine L�cke, die sich nicht schlie�en l�sst.

Es fehlt mir die Kraft f�r einen Neuanfang. Freude zu empfinden habe ich noch nicht wieder gelernt. Das t�gliche Leben, die Routine erfordert all meine Kraft. Kraft die mir oft fehlt, auch nur kleine allt�gliche Situationen zu meistern. Mein Kopf ist voller Gedanken und Fragen auf die es keine Antworten gibt.

Sehr viele Leute haben heute an uns gedacht. Die vielen Eintr�ge im G�stebuch, die vielen Mails und Eintr�ge bei LoD haben uns Wissen lassen, das Julia nicht vergessen ist. Auf ihrem Grab haben einige Leute Blumen hingestellt. Ich wei� nicht wer es war, und m�chte mich daf�r bedanken.

Dein Todestag

Jedes Jahr,

um die gleiche Zeit,

stirbt mein Herz

deinen Tod.

Wenn

der Kalender,

den Fr�hling anzeigt,

falle ich mitten in den

Winter.

Wenn

die Natur

bunt anlegt

sehe ich

Grau.

Wenn

die Sonne

sich auf den

Gesichtern spiegelt,

ist sie

f�r mich

in Trauer.

Jedes Jahr,

um die gleiche Zeit,

sterbe ich

deinen Tod.

Um danach

das Atmen

neu zu erlernen.

( Renate Salzbrenner )

14. Juni 2003

Seit fast 13 Monaten bist du nicht mehr bei uns. Was hat sich ge�ndert seit dem ersten Jahrestag?

F�r mich vieles. Ich kann nun nicht mehr in meinen Gedanken im letzten Jahr mit dir zusammen leben. Wenn ich mich jetzt frage, was war letztes Jahr um diese Zeit, so ist die Antwort: Du warst tot.

Ein Jahr lang wusste ich immer ganz genau was im Jahr vorher war, und jetzt stehe ich erneut vor dem nichts.

Pfingsten wurde mir das wieder sehr bewusst. Im letzten Jahr bist du am Donnerstag vor Pfingsten gestorben. Das Pfingstfest in diesem Jahr war f�r uns alle eine einzige Katastrophe, weil wir alle mit unseren Gedanken im letzten Jahr waren.

Morgen fahren wir f�r eine Woche in Urlaub .Vielleicht hei�t das eine Woche mal nachts schlafen k�nnen, eine Woche in einer Traumwelt leben, und mir vorstellen du bist zu Hause und wartest auf uns. Doch die Realit�t holt uns ein, wenn wir zur�ckkommen, wirst du uns nicht begr��en und erwarten. Ich wei� nicht ob ich jemals lernen werde deinen fr�hen so sinnlosen Tod zu akzeptieren.

 

16. Juli 2003

Seit 14 Monaten (426 Tagen) bist du nicht mehr bei uns.

Die Welt dreht sich weiter als sei nichts geschehen, und doch ist nichts mehr wie es einmal war. Die Sonne scheint, Blumen bl�hen und ich komme mir vor wie in einem Vakuum, unf�hig etwas wahrzunehmen oder zu empfinden. Nur sehr langsam gelingt es mir wieder etwas festen Boden unter die F��e zu bekommen. Der Todestag hat mich in ein tiefes Loch st�rzen lassen, von dem ich mich nur langsam erhole. Ich wei� das weitere solche Tage kommen werden.

Ich muss jetzt wieder t�glich zur Arbeit und schaffe das alles nur unter allergr��ten Anstrengungen. Obwohl ich erst Urlaub hatte, habe ich das Gef�hl jahrzehntelang ohne Pause gearbeitet zu haben. Wie sehr w�nschte ich mir jetzt einen anderen Beruf erlernt zu haben, und nicht t�glich in die Klinik zu m�ssen.

Den Grabstein haben wir jetzt ausgesucht und bestellt. Ich bin froh wenn dieses Kreuz von ihrem Grab weg kommt. Ich denke, dass der Grabstein Julia gefallen w�rde. Doch wie viel lieber h�tte ich an stelle dieses Denkmals meine Tochter wieder �.

Leider ist es nicht m�glich in unmittelbarer N�he vom Grab eine Bank aufzustellen. Meine m�ndliche Anfrage bei der Gemeindeverwaltung wurde abgelehnt, obwohl Ihnen keine Kosten entstanden w�ren, da ich die Bank selber besorgen wollte. Ich habe jetzt die M�glichkeit den Antrag schriftlich zu formulieren, und dann nach der Ablehnung Widerspruch einzulegen.

Ich h�tte es sch�n gefunden, in ihrer N�he eine Weile sitzend zu verweilen, und mich ihr so Nahe zu f�hlen, mit ihr zu reden, oder einfach nur meinen Erinnerungen nachgehen.

Ich denke, dass ich den Antrag schriftlich stellen werde, und gegen die Ablehnung Widerspruch einlege.

Heute habe ich Julia einen gro�en Strau� leuchtender Sonnenblumen aus Grab gestellt, so leuchtend wie das Gelb der Blumen, so leuchtend w�nschte ich mir ihr Leben

16. Juli 2003

Seit 14 Monaten (426 Tagen) bist du nicht mehr bei uns.

Die Welt dreht sich weiter als sei nichts geschehen, und doch ist nichts mehr wie es einmal war. Die Sonne scheint, Blumen bl�hen und ich komme mir vor wie in einem Vakuum, unf�hig etwas wahrzunehmen oder zu empfinden. Nur sehr langsam gelingt es mir wieder etwas festen Boden unter die F��e zu bekommen. Der Todestag hat mich in ein tiefes Loch st�rzen lassen, von dem ich mich nur langsam erhole. Ich wei� das weitere solche Tage kommen werden.

Ich muss jetzt wieder t�glich zur Arbeit und schaffe das alles nur unter allergr��ten Anstrengungen. Obwohl ich erst Urlaub hatte, habe ich das Gef�hl jahrzehntelang ohne Pause gearbeitet zu haben. Wie sehr w�nschte ich mir jetzt einen anderen Beruf erlernt zu haben, und nicht t�glich in die Klinik zu m�ssen.

Den Grabstein haben wir jetzt ausgesucht und bestellt. Ich bin froh wenn dieses Kreuz von ihrem Grab weg kommt. Ich denke, dass der Grabstein Julia gefallen w�rde. Doch wie viel lieber h�tte ich an stelle dieses Denkmals meine Tochter wieder �.

Leider ist es nicht m�glich in unmittelbarer N�he vom Grab eine Bank aufzustellen. Meine m�ndliche Anfrage bei der Gemeindeverwaltung wurde abgelehnt, obwohl Ihnen keine Kosten entstanden w�ren, da ich die Bank selber besorgen wollte. Ich habe jetzt die M�glichkeit den Antrag schriftlich zu formulieren, und dann nach der Ablehnung Widerspruch einzulegen.

Ich h�tte es sch�n gefunden, in ihrer N�he eine Weile sitzend zu verweilen, und mich ihr so Nahe zu f�hlen, mit ihr zu reden, oder einfach nur meinen Erinnerungen nachgehen.

Ich denke, dass ich den Antrag schriftlich stellen werde, und gegen die Ablehnung Widerspruch einlege.

Heute habe ich Julia einen gro�en Strau� leuchtender Sonnenblumen aus Grab gestellt, so leuchtend wie das Gelb der Blumen, so leuchtend w�nschte ich mir ihr Leben

 

 

 

 

 

28.August 2003

Der August ist fast endlich vorbei. 20 Jahre bist du geworden, und wir hatten keine M�glichkeit mit dir zu feiern. Deinen Geburtstag, das zweite Mal das wir diesen Tag ohne dich �berstehen mussten. Wir haben den Tag alleine verbracht, in Erinnerungen gelebt und uns Vorstellungen gemacht, wie es sein k�nnte. Was f�r viele ein Freudentag ist, wurde f�r uns zu einem Trauertag. Viele E-Mails und G�stebucheintr�ge von Bekannten aus dem Internet haben wir bekommen.

 

Danke.

 

 

 

Kein Besuch an deinem Geburtstag, keine Anrufe � unendliche Stille.

Es gibt keine Zukunft f�r dich, egal ob du bei uns wohnen w�rdest oder deine erste eigene Wohnung h�ttest. Keine Zukunft-- nur Vergangenheit, nur Erinnerungen und viele Fragen nach dem was w�re wenn ??

Was h�ttest du dir gew�nscht? Leider werde ich es nie mehr erfahren. Unser Geschenk, dein Grabstein ist wegen unserer sp�ten Bestellung nicht p�nktlich fertig geworden. Er wird im September aufgestellt. Der schriftliche Antrag f�r das Aufstellen einer Bank ist gestellt, leider haben wir noch keine Antwort bekommen.

 

 

In unseren Herzen lebst du weiter, doch mir kommt es vor als w�rdest du vergessen, nur weil du nicht mehr da bist. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an dich denke, keine Nacht in der ich mir vorstelle alles w�re nur ein Traum gewesen.

In diesem Monat w�re auch deine Ausbildung beendet. Ich stelle mir vor wie du uns mit Stolz dein Zeugnis zeigst, und deinen weiteren Lebensweg planst. Doch auch daf�r gibt es keine Zukunft.

Das was mich funktionieren l�sst, ist die Tatsache, dass jeder vergangene Tag mich einen Schritt n�her zu dir bringt. Nur so ist es m�glich Tag f�r Tag, Woche f�r Woche, Monat f�r Monat und auch Jahr f�r Jahr zu �berstehen.

Mein Ziel: Unserem Leben einen Sinn zu geben, uns nicht von Konsumdenken beeinflussen zu lassen. Das einzig wichtige ist den Sinn des Lebens zu erkennen und andere zu respektieren. Auch wenn wir es nicht immer schaffen, so will ich doch das du eines Tages sagen kannst: Meine Familie hat nicht aufgegeben, ich bin Stolz auf sie. Genauso Stolz wie ich auf dich bin.

OHNE DICH

Nicht nichts
ohne Dich,
aber nicht dasselbe.

Nicht nichts
ohne Dich,
aber vielleicht weniger.

Nicht nichts
ohne Dich,
aber weniger
und weniger.

Vielleicht nicht nichts
ohne Dich
aber nicht mehr viel.


( Erich Fried )

 

 

 

16. November 2003

Das Leben geht weiter, schon 18 Monate bist du nicht mehr bei uns. Wie schnell die Zeit vergeht, und doch ist es so als sei es erst gestern passiert. 18 Jahre hast du gelebt, 18 Monate bist du tot.

Jeder Tag bedeutet Schmerz und Trauer diese lange Zeit ohne dich gelebt zu haben, und doch wei� ich, das jeder vergangene Tag die Zeitspanne unseres Wiedersehens verk�rzt.

Im September wurde dein Grabstein aufgestellt. Die erste Woche konnte ich es kaum ertragen ihn auf dem Grab zu sehen. Ich h�tte ihn am liebsten in tausend St�cke zertr�mmert. Ich will keinen Grabstein, der das ganze unwiderruflich macht. Und doch wei� ich in meinem Herzen, das es keine �nderung der Tatsachen mehr gibt.

Der Schmetterling als Symbol des �bergangs in ein anderes Leben ist heute f�r mich genauso wie die 18 Sterne eine Besonderheit. Der Stein passt zu Julia, er ist so au�ergew�hnlich und �unfertig� wie sie es war, und wie sie in unserer Erinnerung bleiben wird.

Ein ber�hmter Satz, den ich oft h�rte hei�t: Die Zeit heilt alle Wunden. Dies kann ich nicht sagen. Die Zeit ver�ndert die Trauer und den Schmerz. Die Wunde wird vielleicht kleiner, daf�r wird die Sehnsucht aber umso gr��er je mehr Monate vergehen.

Jede R�ckkehr zur Normalit�t erscheint mir noch immer unm�glich, und erfordert meine ganze Kraft. Jeder Schritt ist beschwerlich, und f�r das normale funktionieren (leben) habe ich gelernt, ist es sinnvoll eine Fassade zu benutzen. Dadurch bin ich unverletzlicher. Mein wahres Empfinden halte ich wie unter einer Dunstglocke verschlossen.

Und immer wieder die Frage nach dem Warum ??? Mit dem Wissen, das es keine Antwort darauf gibt. W�rde ich eine Antwort akzeptieren k�nnen? Ich denke nein.

Folgenden Text finde ich sehr passend f�r mein empfinden:

Wenn du jemals ein Kind verlierst, wie es mir geschehen ist, dann wirst du die andere Seite der Wahrheit kennen. Du wirst verstehen, was es bedeutet, vernichtet zu sein und doch jeden Tag aufzustehen und den Kessel mit Wasser zu f�llen. Du wirst den Dampf aus dem Kessel steigen sehen und weinen. Du wirst behaupten, es sei alles in Ordnung. Du hast ein Staubkorn ins Auge bekommen. Das ist alles. Auf der Stra�e werden Tr�nen auf den Gehsteig tropfen und deine Schuhe f�llen. Sag, die Sonne schiene dir in die Augen. Wenn du deine Trauer zeigst, vergeht sie nicht. Wenn du sie verbirgst, vergeht sie nicht. Sie ist f�r immer und ewig bei dir, aber es gibt vielleicht eine Stunde, in der du dich nicht erinnerst. Einen Abend, an dem der Himmel blau wie Tinte ist. Einen Nachmittag, an dem deine Tochter hinter einer Grille herl�uft, die sie niemals fangen wird. Fl�stere den Namen deines Kindes. Dann sei still.

Verfasser(in) leider unbekannt

 

 

22. Dezember 2003

Fast ist die Adventszeit vorbei, und fast erfolgreich habe ich es geschafft, der Tradition aus dem Wege zu gehen. Wie soll ich mich auf Weihnachten freuen, wenn doch der normale Alltag schon schwer zu bew�ltigen ist. Wenn ich die ganzen Menschen in ihrer Hast und Eile betrachte, so wird mir immer unklarer was es friedvolles und fr�hliches an Weihnachten gibt.

Dieses Jahr ist es unser zweites Weihnachtsfest ohne Julia. Noch immer kommt mir alles vor als sei es erst gestern gewesen. An die Zeit ihrer Erkrankung habe ich sehr viele Erinnerungen. Im Dezember 2001 waren wir noch voller Hoffnung...

An die Zeit nach Julias Tod gibt es fast keine Erinnerungen .In meinem Kopf ist allerdings dieses schreckliche Weihnachtsfest geblieben. Es war f�r uns alle eine Qual. Und deshalb haben wir in diesem Jahr entschieden dem ganzen zu entfliehen. Wir fliegen morgen f�r eine Woche in die T�rkei. Es ist mir durchaus bewusst, dass es sich um eine Flucht handelt, denn unsere Erinnerungen nehmen wir mit. Ich hoffe dass wir alle gemeinsam, so den Feiertagen etwas Positives abgewinnen k�nnen. In unseren Herzen wird Julia immer bei uns sein, doch oft ist da die gro�e Sehnsucht sie zu sehen, zu h�ren, zu ber�hren�.

Die Worte Frohe Weihnachten haben f�r mich ihre Bedeutung verloren.

Und die Hoffnung, dass im neuen Jahr alles anders und besser wird, kann ich leider auch noch nicht f�r mich �bernehmen.

 

S

Sehnsucht

T

tief

I

in mir

L

leben

L

lernen mit

E

Erinnerungen.

W

W�nsche und

E

Erwartungen,

I

innehalten

H

Hoffnungen

N

N�he und

A

Angst

C

Chaos

H

Heute, gestern und morgen

T

Trauer und

S

Stille

G

Geduld und

R

Ruhe

�bermut und

S

Schmerz

S

Sehnsucht und

E

Ewigkeit.

 

 

21.April 2004

Monate sind seit meinem letzten Eintrag vergangen. Die Erde dreht sich weiter, der Fr�hling erwacht, und doch ist ein Teil von mir leer und �d.

Das zweite Osterfest ohne Julia ist vorbei. Bei uns fiel Ostern aus. Keine Geschenke usw. Wie soll man die Auferstehung von Jesus feiern?? Ich f�r meinen Teil konnte es nicht. Wir sind statt Ostern feiern eine Woche in die Sonne geflogen. Dort sp�re ich Julia immer sehr nahe. Liegt es daran das es ihr gr��ter Wunsch war noch einmal in die Sonne zu fahren? Doch vielleicht ist es auch nur das Abschalten vom Alltagsstress. Die Illusion eine gl�ckliche Familie zu sein.

In dieser Woche wurde Julias Bruder 19 Jahre alt. Eigentlich ein Tag der Freude, doch sehr viel Wehmut schwang mit. Julia hat ihren 19. Geburtstag nicht mehr mit uns gefeiert. Oder die Erinnerung an den 17. Geburtstag von Markus als Julia ihm morgens um 7 Uhr gratulierte und ihn ganz fest dr�ckte.

Jeder Tag ist erf�llt mit Erinnerungen, mit Sehnsucht mit Fragen. Seit 23 Monaten immer dieselben Bilder, die gleichen Gedanken und keine Antworten.

Ich bin sprachlos geworden. Es f�llt mir schwer meine Gedanken in Worte zu fassen. Der Alltag ist beschwerlich. Jeder Tag eine neue Herausforderung. Mein K�rper sendet die ersten Warnzeichen, in Form von Krankheiten.

Leider habe ich den Schalter immer noch nicht gefunden, der viele schmerzliche Erinnerungen vergessen l�sst.

 

 

 

 

 

 

 

 

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